Das Blauschimmel Atelier entstand vor dem Hintergrund einer sozialen
und künstlerischen Bewegung, die in den 70er Jahren in Italien und in
Deutschland mit der Bewegung der Antipsychiatrie ihren Anfang nahm.
Mittelpunkt
dieser angestrebten Psychiatriereform war die Kritik an der damaligen
traditionellen Psychiatrie und an ihrer menschenunwürdigen Praxis,
welche auf Strukturen wie Wegschließen in Langzeitkliniken, Absondern
und Ruhigstellen von Menschen mit psychischen Krankheiten oder
Beeinträchtigungen beruhte.
Dieser Prozess – der in den 70er Jahren
in Italien und in den 80er Jahren in Deutschland zur Auflösung der
geschlossenen Anstalten führte – wurde von Anfang an mit künstlerischen
Aktionen begleitet. Aus diesen entstand als Symbol gegen eine
Psychiatrie der Ausgrenzung die Skulptur in der Farbe Blau: Ein Pferd
namens Marco Cavallo (Symbol der Triestiner Anstaltsauflösung). 1985
führte sie die erste blaue Karawane an, welche von Triest aus durch
mehrere deutsche psychiatrische Großanstalten zog. Ehemalige
Patient*innen, Angehörige, Pfleger*innen, Ärzt*innen und Künstler*innen
reisten zusammen und veranstalteten mehrere künstlerische
Protest-Aktionen, um auf die unhaltbaren Lebensumstände in den
Psychiatrien aufmerksam zu machen. Sie waren laut und bunt, sie
schöpften Hoffnung und neue Visionen über das mögliche Zusammenleben und
für ein neues, menschlicheres Modell der Psychiatrie.
Das Atelier
1998 haben sich Künstler*innen zusammengefunden, um der Idee der Blauen Kunst einen Raum zu geben. In Anlehnung an das Bremer Blaumeier Atelier gaben sie dem Projekt den Namen Blauschimmel Atelier und bezogen Räumlichkeiten im Oldenburger Stadtzentrum. Der Verein Blauschimmel Atelier – Projekt zur Förderung der Blauen Kunst, Kultur und Begegnung e.V. wurde gegründet.
Seitdem existiert ein buntes Wochenprogramm mit regelmäßigen Angeboten aus den Bereichen Theater, Bildende Kunst, Maskenbau und -spiel sowie Musik.
BlueScreen Ensemble
Unser BlueScreen Ensemble ist ein inklusives improvisierendes und experimentelles Laien-Ensemble, welches seit nunmehr 19 Jahren existiert. Unter der Leitung von Jochen Fried hat es sich in der Oldenburger Kulturlandschaft längst einen festen Platz erspielt.
Wir sind inklusiv von Anfang an – und wir sind einzigartig in ganz Deutschland. Wir arbeiten auftrittsorientiert, suchen immer wieder die Zusammenarbeit mit professionellen Musiker*innen oder Ensembles und experimentieren mit neuen musikalischen Formen auch an den Grenzen zu anderen Künsten. Seit 2009 sind wir Mitglied bei klangpol – Netzwerk neue Musik Nordwest.
Unsere Produktionen entstehen aus Improvisationen. Als Instrumente dienen uns sowohl konventionelle Instrumente – die größtenteils sehr experimentell bespielt werden, da sie niemand im klassischen Sinne spielen kann – als auch einfache Alltagsgegenstände oder selbst gebaute Instrumente. Dabei ist es völlig unerheblich, ob jemand beeinträchtigt ist oder nicht, ein Instrument spielen kann oder nicht, Laie oder Profi ist: wesentlich ist die Freude am gemeinsamen Improvisieren, die Fähigkeit zuzuhören, sich auf das Geschehen einzulassen und sich zu trauen, eigene Impulse zu setzen.
2011 und 2013 wurde das BlueScreen-Ensemble mit dem Förderpreis Musikvermittlung der niedersächsischen Sparkassenstiftung Musikland Niedersachsen ausgezeichnet. 2018 erhielt das Ensemble den Förderpreis InTakt der miriam-stiftung. Damit wurde unser Ensemble bereits mehrmals für seine beispielgebende inklusive musikalische Arbeit gewürdigt.
Insbesondere mit unserem innovativen Projekt „Digital Diary“, welches von September 2017 bis Juli 2018 durchgeführt wurde, konnten wir von unserer großartigen Qualität der inklusiven Begegnung und des gemeinsamen Musizierens überzeugen.
Seit November 2019 ist ein Remix von vier Tracks des BlueScreen-Ensembles auf dem Album „Imagined Communities“ von DE3IVAT vertreten. Damit ist das Ensembles erstmals weltweit auf allen Streaming-Plattformen verfügbar.
Weitere Videos von BlueScreen findet ihr auf unserer Vimeo-Seite.